Der alte Name Mercaptane deutet auf eine weitere Eigenschaft der Thiole hin:
Thiole bilden leicht Komplexe mit Quecksilber (Mercurium), sowie mit einigen anderen
Schwermetallen. Quecksilber-Ionen können sogar Disulfid-Brücken, die Proteine
stabilisieren, aufbrechen, und damit Enzyme deaktivieren. Dieses Verhalten kann man
experimentell am Beispiel des Enzyms Katalase nachweisen.
Quecksilber als Enzymgift
Auf diesem Verhalten beruht insbesondere die Giftwirkung des Quecksilbers.
Im Organismus wird die hohe Affinität vieler Schwermetall-Ionen zu Thiol-Gruppen ausgenutzt.
Spezielle cysteinreiche Peptide (Cystein enthält eine Thiolgruppe in der Seitenkette)
binden durch Komplexierung die Schwermetallionen. Die Thioneine genannten Peptide
ermöglichen damit Transport und Ausscheidung von Schwermetall-Ionen und verhindern
somit die Schädigung der Zellen. Bei einer hohen Belastung mit Schwermetallen reicht
dieser Mechanismus jedoch nicht aus, so daß Vergiftungen auftreten.