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Visualisierung molekularer Eigenschaften

Die Kenntnis der räumlichen Gestalt eines Moleküls reicht im Allgemeinen nicht aus, um komplexe, molekulare Wechselwirkungen zu verstehen. Vielmehr müssen molekulare Eigenschaften wie beispielsweise das elektrostatische Potential, hydrophile Eigenschaften oder auch Fähigkeiten zur Ausbildung von Wasserstoffbrücken mit in Betracht gezogen werden. Dabei kann zwischen drei Eigenschaftskategorien unterschieden werden: skalare (Iso-Oberflächen), vektorielle und volumetrische Eigenschaften.

Um Eigenschaften auf Moleküloberflächen abzubilden, werden zwei unterschiedliche Ansätze verfolgt. Im ersten Fall wird den einzelnen Gitternetzpunkten der Oberfläche ein entsprechender Farbwert zugewiesen. Durch eine nachfolgende Interpolation der Farbwerte beim Verbinden der Gitterpunkte (Meshes) zu Linien (Gitternetz bzw. Chicken Wire) oder ganzen Flächen (Solid Sphere) ergibt sich eine Oberfläche mit einem kontinuierlichen Farbverlauf. Alternativ zu diesem Ansatz können auch farbige Texturen auf der Oberfläche abgebildet werden, was meist dazu benutzt wird, um Eigenschaften wie z.B. elektrostatisches Potential, Polarisierbarkeit, Hydrophobizität und Spindichte anzuzeigen.

 

Iso-Wert basierte (skalare) Eigenschaften

Neben den Molekülorbitalen können auch andere molekulare Eigenschaften wie das elektrostatische Potential oder die Spindichte mit Hilfe von Isowert-Oberflächen dargestellt werden. Im Regelfall werden diese skalaren Eigenschaften auf unterschiedlichen Oberflächen (SAS, SES, etc.) abgebildet. Diese Art der hochdimensionalen Visualisierung erlaubt eine schnelle und leichte Identifikation der relevanten Molekülregionen.

Isooberfläche

Eine typische Darstellung des elektrostatischen Potentials von Phenylalanin auf einer Moleküloberfläch

Molekülorbitale

Molekülorbitale waren die ersten elektronischen Eigenschaften, die mit Hilfe einfacher graphischer Hardware visualisiert wurden. Der Grund für diese frühe, graphische Repräsentation beruht auf den schwer zugänglichen, mathematischen Grundlagen der Quantenchemie, die mit Hilfe der graphischen Darstellung wesentlich schneller erfasst und verstanden werden können, als durch eine Sammlung numerischer Orbitalkoeffizienten. Die durch semi-empirische oder ab-initio quantenmechanischen Verfahren generierten Molekülorbitale werden durch Iso-Oberflächen dargestellt - analog den Elektronendichte-Oberflächen.

Die Kenntnis der Molekülorbitale, besonders des HOMO (Highest Occupied Molecular Orbital) und des LUMO (Lowest Unoccupied Molecular Orbital), vermittelt ein besseres Verständnis von Reaktionen. Orbitalanteile, die auf unterschiedliche Vorzeichen der Wellenfunktion basieren, werden dabei häufig durch unterschiedliche Farben (z.B. rot und blau) repräsentiert.

http://www2.chemie.uni-erlangen.de/services/orbvis/index.html

HOMO/LUMO

Darstellung der Phenylalanin-Molekülorbitale (HOMO, LUMO)

Elektrostatische Potential

MEP

Die Darstellung des molekularen elektrostatischen Potentials von Phenylalanin als Iso-Oberfläche. Punkte auf den blauen bzw. roten Flächen besitzen das gleiche Potential (Energiewert)

Das molekulare elektrostatische Potential (MEP) wurde als erstes von Bonaccorsi et al. definiert und ist unbestritten die wichtigste und meistgenutzte Eigenschaft molekularer Oberflächen. Mit Hilfe des elektrostatischen Potentials lassen sich leicht molekulare Regionen ermitteln, die für die Reaktivität einer Verbindung eine große Bedeutung haben. Darüber hinaus spielt das MEP auch bei der Bildung von Protein-Ligand-Komplexen eine entscheidende Rolle.

http://www2.chemie.uni-erlangen.de/services/molsurf/

Polarisierbarkeit und Hydrophobizität

Diese Eigenschaften spielen ebenfalls eine relevante Rolle bei der Betrachtung molekularer Wechselwirkungen. Im Gegensatz zum elektrostatischen Potential kommen diese Eigenschaften jedoch erst bei kleinen Abständen zwischen interagierenden Molekülregionen zum Tragen.

Spindichte

Die Spindichte ist vor allem für die Betrachtung von Radikalen von Bedeutung, da durch die Visualisierung dieser Eigenschaft ungepaarte Elektronen schnell lokalisiert werden können.

 

Vektorielle Eigenschaften

Molekulare Eigenschaften lassen sich, im Fall von skalarbasierten Werten, auf Moleküloberflächen abbilden. Für die Visualisierung vektorieller Eigenschaften wie z.B. dem elektrischen Feld eines Moleküls oder der potentiellen Ausrichtung einer Wasserstoffbrücken-Bindung müssen alternative Darstellungsverfahren angewendet werden. Gerichtete Eigenschaften werden dabei in der Regel durch räumliche ausgerichtete Kegel oder durch Feldlinien repräsentiert.

Isooberfläche Isooberfläche

Molekulare Oberfläche eines Glucose- und eines Wassermoleküls auf denen das elektrostatische Potential projiziert wird. Außerdem sind die Vektoren des elektrischen Felds, welches die Moleküle umgibt, einmal durch kleine Kegel und zum anderen durch Feldlinien dargestellt.

 

Volumenbezogene Eigengenschaften

Die Visualisierung volumenbezogener Daten spielt vor allem in anderen wissenschaftlichen Disziplinen wie in der Medizin (z.B. Computertomographie) oder der Geologie (z.B. Konvektionsströme) eine bedeutende Rolle. Allerdings finden sich auch in der Chemie einige Anwendungsgebiete für diese Darstellung. Stellvertretend für die Klasse von Eigenschaften sei hier nur die Wasserdichteverteilung bei Moleküldynamiken erwähnt. Die computergestützte Visualisierung dieser Daten wird im Allgemeinen durch zwei- oder dreidimensionale Texturen realisiert.

http://www2.chemie.uni-erlangen.de/services/emvis/emvis.html


© Prof. Dr. J. Gasteiger, Dr. Th. Engel, CCC Univ. Erlangen, Thu Dec 18 14:53:54 2003 GMT
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