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1.

EINLEITUNG

1.1

Proliferation an Chemikalien und korrespondierenden Publikationen

Im Zeitraum zwischen 1830 und 1960 wurden ungefähr 1.5 Millionen chemische Verbindungen beschrieben, das bedeutet durchschnittlich 11.500 Verbindungen pro Jahr. Zwischen 1960 und 1980 wurden weitere 3,5 Millionen Verbindungen publiziert, das wiederum korrespondiert mit einer durchschnittlichen Anzahl von 175.000 Verbindungen pro Jahr [Lankenau 1992]. Neben der Proliferation der beschriebenen chemischen Verbindungen ist auch eine starke Zunahme der Produktion der Menge an Chemikalien zu verzeichnen. Während der vergangenen 50 Jahre hat sich die Produktionsmenge an synthetischen organischen Chemikalien in den Vereinigten Staaten um das 20fache erhöht, d.h. von einem jährlichen Produktionsvolumen von ca. 4,5 Millionen Tonnen 1943 auf ein Produktionsvolumen im Jahre 1989 von ca. 61 Millionen Tonnen [Metcalf 1993]. Die aktuellen Zahlen für das Produktionsvolumen der 50 höchstproduzierten Chemikalien in den USA beträgt für das Jahr 1995 sogar 340 Millionen Tonnen [Kirschner 1996].

Die Industrieländer versuchen seit einigen Jahren bzw. Jahrzehnten durch die Etablierung von Gesetzen, die Probleme zu steuern, die sich insbesondere in bezug auf den Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitschutz in Zusammenhang mit der enormen Anzahl und Menge der Chemikalien ergeben. In der Bundesrepublik ist beispielsweise das Chemikaliengesetz (ChemG) seit 1981 in Kraft. Zweck dieses Gesetzes ist es, den Menschen und die Umwelt vor schädlichen Einwirkungen gefährlicher Stoffe und Zubereitungen zu schützen, insbesondere sie erkennbar zu machen, sie abzuwenden und ihrem Entstehen vorzubeugen [ChemG 1994]. Im Chemikaliengesetz werden alte und neue Stoffe unterschieden. Unter alten Stoffen versteht man Stoffe, die im Altstoffverzeichnis der Europäischen Gemeinschaften EINECS (European Inventory of Existing Commercial Chemical Substances) in der jeweils neuesten veröffentlichten Fassung verzeichnet sind. Es sind dort ca. 101.000 Chemikalien erfaßt. Neue Stoffe, sind solche Stoffe, die nicht in dem EINECS Verzeichnis aufgeführt sind. Für die sog. neuen Stoffe besteht eine Anmeldepflicht, die neben Angaben zur Identität der Chemikalie, deren Herstellung, Entsorgung etc. auch noch umfangreiche Prüfnachweise für eine Anzahl von Kriterien vorsieht. Diese Kriterien werden im wesentlichen auch die Grundlage für die Auswahl der in dieser Arbeit berücksichtigten Parameter bilden.

Die Zunahme an Chemikalien und die damit im Zusammenhang stehenden Umweltgesetze bedingen selbstverständlich auch eine Erhöhung der Publikationen auf diesen Fachgebieten. Jeden Tag erscheinen ca. 20.000 wissenschaftlich/technische Publikationen weltweit, das ergibt ca. 5 Millionen Publikationen pro Jahr. Auf dem Gebiet der Chemie und des Umweltschutzes liegt die Schätzung bei ca. einer Million wissenschaftlichen Artikeln pro Jahr [Lankenau 1992]. Betrachtet man alleine die Chemie, so sollen ca. 500.000 Veröffentlichungen pro Jahr erscheinen [Luckenbach 1996].

Die Proliferation an Information auf dem Gebiet der Chemie und des Umweltschutzes führt somit konsequenterweise zu Bestrebungen, die Daten geeignet zu speichern, zu verwalten, zu pflegen und aufzubereiten. Wie die Autoren Zupan und Gasteiger formulieren, wird "Information" in Zukunft ein extrem bedeutsamer Wertfaktor in vielen Aktivitäten des täglichen Lebens bis hin zu den Naturwissenschaften werden [Zupan 1993, S. 3]. Es ist jedoch vielfach festzustellen, daß wir von einer Datenflut überschwemmt werden, und daß es immer schwieriger wird, die richtige Information für eine spezielle Fragestellung zu erhalten. Aus diesem Grunde wurden und werden Datenbanken aufgebaut und angeboten.


1.2

Notwendigkeit zur Erstellung von Metadatenbanken

Wie im Laufe der Arbeit ausgeführt wird, gibt es eine Vielzahl an Datenbanken, in denen Informationen zu Chemikalien und Umweltschutzaspekten vorgehalten werden. Diese Datenbanken unterscheiden sich z.B. in ihrer Datenbankstruktur, ihrem Umfang, ihren Themenschwerpunkten, ihren Inhalten, ihrer Aktualität, ihrem Zugriffsmedium, ihrem Preis etc. Zur Lösung von Fragestellungen auf dem Gebiet der Chemie und des Umweltschutzes ist die Kenntnis von geeigneten Datenquellen von entscheidender Bedeutung. Es muß daher zunächst eine Unterstützung zur Findung der geeigneten Datenquelle(n) geschaffen werden. Dafür eignen sich sog. Metadatenbanken (Datenbanken der Datenquellen). In diesen Metadatenbanken werden Informationen über Datenquellen, in dieser Arbeit auf den Gebieten der Chemie und des Umweltschutzes, strukturiert aufbereitet und vorgehalten. Die Metadatenbanken werden nach den Zugriffsmedien (online und CD-ROM) getrennt. Es gibt dementsprechend eine Metadatenbank der Online Datenbanken und eine Metadatenbank der CD-ROMs. Die Frage "In welcher Datenquelle bzw. in welchen Datenquellen findet man Daten über Bioabbau oder Fischtoxizität zu Pestiziden" kann beispielsweise durch Nutzung von Metadatenbanken in Chemie und Umweltschutz zufriedenstellend beantwortet werden.


1.3

Problemstellung: Notwendigkeit für die Auswahl und Bewertung von Datenquellen

Da die Anzahl der in den Metadatenbanken für Chemie und Umweltschutz enthaltenden Datenbanken sehr umfangreich ist und verschiedene Datenbanktypen vorliegen, ist eine Auswahl und Gruppierung der Datenquellen vordringlich. Hier muß zunächst eine themenspezifische und Datenbanktyp-spezifische Auswahl getroffen werden.

Von übergeordneter Bedeutung ist die Bewertung der Auswahl der Gruppen an Datenquellen. Die Beantwortung der Frage "Wie gut ist die gefundene Datenquelle bzw. sind die gefundenen Datenquellen im Vergleich zu anderen?" ist das wesentliche Ziel dieser Arbeit. Für den Informationssuchenden sind gerade die Antworten auf die Fragen zur Qualität der Datenquellen von größtem Interesse. Die Erarbeitung von geeigneten Kriterien (Bewertungskriterien) und deren Bedeutung ist für die vergleichende Bewertung ein entscheidender Schritt. Die Güte hängt nicht alleine von den Inhalten der Datenquellen sondern auch von allgemeinen Kriterien z.B. der Aktualität und der Verfügbarkeit der Datenquelle ab.

Neben der Bewertung von einzelnen Gruppen an Datenquellen ist auch von großem Interesse, welches Medium - Online Datenbanken oder CD-ROMs - geeigneter erscheint.


1.4

Vorgehensweise bei der Bewertung von Datenquellen

Das hier aufgezeigte Bewertungsverfahren für Datenquellen in Chemie und Umweltschutz umfaßt die Arbeitsschritte:

Bei dieser Vorgehensweise stellen sich folgende Fragen:

  1. Wie lassen sich die Datenquellen (Online Datenbanken und CD-ROMs) sinnvoll gruppieren?
    1. Welche Bewertungskriterien sind für die Datenquellen in Chemie und Umweltschutz besonders bedeutsam?
    2. Wie können die qualitativen und quantitativen Bewertungskriterien in einer in sich konsistenten Weise klassifiziert werden?
  2. Gibt es innerhalb der erstellten Gruppen von Datenquellen unter den gewählten Kriterien besonders empfehlenswerte bzw. besonders unbedeutende Datenquellen, die durch einen Bewertungsansatz herausgearbeitet werden können?
  3. Welche Bedeutung haben die Bewertungskriterien?
  4. Welche Vergleiche lassen sich zwischen den Gruppierungen finden?

Die Beantwortung dieser Fragen ist der wesentliche Bestandteil dieser Arbeit und eine Zusammenfassung hierüber wird am Ende in Kapitel 9 gegeben.

Die Auswertungen der Datenquellen sind von Mitte 1995 bis Anfang 1996 erbracht worden. Neuere Entwicklungen auf dem Datenbanksektor können selbstverständlich zu anderen Ergebnissen im Bewertungsansatz führen.





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