Protokoll des Treffens der AG "Chemieausbildung für Medizinstudierende" am 15.03.2002 in Frankfurt/Main

Das Treffen wurde durch Herrn Prof. Dr. H. J. Bader (Frankfurt/Main) eröffnet.
Die auf Bitte der Leipziger Kolleginnen und Kollegen erstellte Übersicht zum Umfang der Chemieausbildung der Medizinstudierenden an den einzelnen Universitäten und das jeweils beteiligte wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Personal wurde von Dr. Axel Schunk (Erlangen-Nürnberg) vorgestellt. Es erwies sich als außerordentlich problematisch, allein von der Anzahl der Personen ausgehend zu vergleichbaren Größen zu kommen. Deshalb wird nochmals eine Befragung erfolgen, in der vor allem berücksichtigt wird, mit welchem Stundenumfang die einzelnen Assistenten oder Hilfskräfte eingespannt sind. Um eine vernünftige Praktikumsbetreuung und eine Lernerfolgskontrolle in Form von Abschlussgesprächen oder Testaten zu ermöglichen, wird viel Personal benötigt. Dadurch entstehen Konflikte mit den Maßgaben der Kapazitätsverordnung.

Eva Germer (Frankfurt/Main) stellte erste Ergebnisse vor, die bei der Umgestaltung des Medizinerpraktikums in Frankfurt/Main erzielt wurden. Da jedoch nicht nur das Praktikum, sondern der gesamte Ausbildungsabschnitt auf Wunsch der medizinischen Fakultät der JWG-Universität neu gestaltet wurde, ist die Interpretation der Ergebnisse schwierig. Signifikant konnte nachgewiesen werden, dass die Medizinstudierenden stärker als bisher medizinische Bezüge in der Chemieausbildung erkannten.
Für das Bestehen der Klausur spielte aber weniger der universitäre Ausbildungsabschnitt eine Rolle, ausschlaggebend waren die Länge des Chemieunterrichts und die Anzahl der naturwissenschaftlichen Leistungskurse.

Dr. Hans-Ulrich Wagner (München) stellte sein im Internet zugängliches Lehrmaterial zur Stereochemie vor (www.cup.uni-muenchen.de/cicum/tutor). Gerade 3D-Darstellungen erleichtern den Studierenden wesentlich den Zugang zum Verständnis stereochemischer Probleme.

Abschließend berichtete Dr. Knut Engels über die Arbeit des IMPP. Die Erstellung des Gegenstandskatalogs liegt im Wesentlichen in den Händen von Sachverständigen. Es ist damit zu rechnen, dass der derzeitig gültige Katalog sehr rasch wieder überarbeitet wird, weil die neue Approbationsordnung bereits im Mai durch den Bundesrat angenommen werden soll. Bedauerlicherweise kannte keiner der Anwesenden den Entwurf der Approbationsordnung. Herr Dr. Engels informierte darüber, dass die Chemieausbildung weiter reduziert werden soll, da im Vorphysikum noch mehr Fächer Berücksichtigung finden. Problemorientiertes Lernen (POL) wird in Zukunft gefordert werden. Die weitere Reduzierung der naturwissenschaftlichen Ausbildung wurde von den Teilnehmern mit großem Missfallen zur Kenntnis genommen.
Die Evaluationsergebnisse an den Universitäten Frankfurt/Main, Erlangen-Nürnberg und Rostock weisen die schlechten naturwissenschaftlichen Vorkenntnisse nach. Die PISA-Studie hat ebenfalls das schlechte schulische Fundament offenbart. Da wir der Meinung sind, dass die moderne Medizin die Fähigkeit zum Abstrahieren und ein molekulares Weltbild benötigen, gehört ein naturwissenschaftliches Fundament zum Rüstzeug eines jeden Mediziners.
Deshalb werden wir Ansprechpartner im Bundesministerium für Gesundheit suchen, um unsere Interessen vehement zu vertreten.

Dr. Gisela Boeck, Rostock.

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Letzte Änderungen am: 21. März 2002, A. Schunk