Probleme bei der Codierung von Reaktionsgleichungen
Die meisten Veröffentlichungen stellen in den Reaktionsgleichungen nicht alle Informationen zur Reaktion zur Verfügung; für Reaktionsdatenbanken gilt dies noch mehr.
Oft werden Reaktionskomponenten, die als trivial betrachtet werden,
wie z.B. Wasser, Alkohole, Ammoniak, etc. nicht in die Reaktionsgleichung
eingeschlossen und oft auch nicht im Text erwähnt, der das
Experiment beschreibt.
Auch verwendete Lösungsmittel, Katalysatoren oder die Reaktionsbedingungen,
die für den Reaktionsweg oft entscheidend sind, fehlen meist
in den Reaktionsgleichungen.
Oft werden stöchiometrische Angaben zur Reaktion vernachlässigt.
Dies beinhaltet auch, daß z.B. in biochemischen Reaktionen
oft nicht auf Ladungsausgleich geachtet wird.
Ein weiteres Defizit in Reaktionsgleichungen ist, dass das Plus (+)-Symbol für zwei ganz unterschiedliche Zwecke benutzt wird.
Abb. Zwei Reaktionsgleichungen, die das (+)-Symbol ganz unterschiedlich gebrauchen: a) eine ausgeglichene Reaktionsgleichung, und b) eine Parallelreaktion in einer einzigen stöchiometrisch nicht ausgeglichenen Reaktionsgleichung
In der ersten Reaktionsgleichung zeigt das Plus-Symbol auf der rechten Seite (Produktseite), dass ein Ethanol-Molekül gleichzeitig und notwendigerweise zusammen mit Essigsäure erzeugt wird: wenn Essigsäure entsteht, dann muss auch Ethanol gebildet werden.
In der zweiten Reaktionsgleichung zeigt das Plus-Symbol auf der Produktseite an, dass zwei parallele Reaktionen vorkommen. Eine davon führt zum ersten Produkt auf der rechten Seite (para-Nitrophenol) und eine weitere führt zum zweiten Produkt auf der rechten Seite (ortho-Nitrophenol).
Dieser duale Gebrauch ein und desselben Symbols für verschiedene Zwecke kann somit leicht zu Problemen in der automatischen Informationsverarbeitung von chemischen Reaktionen führen.
© Prof. Dr. J. Gasteiger, Dr. Th. Engel, CCC Univ. Erlangen, Thu Dec 18 14:53:52 2003 GMT
BMBF-Leitprojekt Vernetztes Studium - Chemie
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