Ugi-Schema
Mitte der 70er Jahre entwickelten Ugi und seine Mitarbeiter ein Schema welches darauf basiert, Reaktionen durch Matrizen zu beschreiben: Reaktions- (R-) Matrizen. Neben der Darstellung einzelner chemischer Strukturen durch Bindungs- und Elektronen- (BE-) Matrizen, können damit auch Ensembles dargestellt werden, wie z.B. die Edukte einer Reaktion.
Die Reaktion von Methanal mit Cyanwasserstoff wird in den folgenden Matrizen dargestellt. Beginn zeigt die Matrize der Edukte, Ende die der Reaktionsprodukte - ein Cyanohydrin. Ist die Startmatrize Beginn und die Endmatrize Ende einer Reaktion bekannt, kann die Reaktionsmatrize R berechnet werden:
R = Ende - Beginn
Aus den Einträgen rij der R-Matrize können die gebildeten und gebrochenen Bindungen des Reaktionswegs erkannt werden.

Abb. Die Reaktion von Formaldehyd mit Cyanwasserstoff zu Hydroxyacetonitril und die Matrix-Darstellungen dieser Reaktion
Eine R-Matrize hat eine ganze Reihe interessanter mathematischer Eigenschaften, die direkt chemische Regeln widerspiegeln.
Die Summe aller Einträge in einer R-Matrize muss 0 sein, da in einer chemischen Reaktion keine Elektronen erzeugt oder vernichtet werden können. Weiterhin müssen auch die Summe aller Zeilen- und Reiheneinträge 0 sein, da keine Änderung der formalen Ladung des entsprechenden Atoms auftreten kann.
Natürlich haben BE- und R-Matrizen viel zu viele 0-Einträge um für eine direkte Computer-Umsetzung geeignet zu sein. Außerdem steigt die Zahl der Einträge in diesen Matrizen mit N2, wobei N die Anzahl der Molekülatome ist. In jeder Anwendung wird aber versucht, einen linearen Anstieg der Einträge zu bevorzugen, also eine Darstellung wie sie in Bindungslisten genutzt wird. In einer Bindungsliste (CT) wird die R-Matrize bis zu den nicht-null-Elementen aufgeschlüsselt.
Die grundsätzliche Leistung des mathematischen Modells der BE- und R-Matrizen liegt jedoch in der Betonung dieser zwei wesentlicher Punkte:
- Die Darstellung chemischer Spezies soll alle Valenzelektronen berücksichtigen
- Die Reaktionen sollen anhand der verschobenen Bindungen und Elektronen am Reaktionszentrum dargestellt werden
© Prof. Dr. J. Gasteiger, Dr. Th. Engel, CCC Univ. Erlangen, Wed Mar 10 08:08:36 2004 GMT
BMBF-Leitprojekt Vernetztes Studium - Chemie
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