Das vorrangige Ziel eines Strukturmodells ist es, ein Bild eines
Moleküls zu erzeugen, das dreidimensionale Information enthält,
obwohl es physikalisch (Papierebene, Bildschirm) nur zweidimensional
ist. Zusätzliche Lichteffekte (wie z.B. Schatten) können
die räumliche Tiefe noch verstärken. Im folgenden werden
einige der gebräuchlichsten Strukturmodelle für kleine
Moleküle bzw. kristalline Strukturen vorgestellt.
Drahtmodell
Das bekannteste und zugleich älteste computergestützte
Modell zur Repräsentation molekularer Strukturen ist
das Drahtmodell. Dieses Modell ist auch unter anderen Namen
wie z.B. Wireframe-, Linien- oder Dreiding-Modell bekannt.
Dabei werden die Bindungen eines Moleküls durch farbcodierte
Vektorlinien repräsentiert. Die Atome werden mit dieser
Methode nicht direkt angezeigt, sondern müssen aus den
End- und Verzweigungspunkten des Linienmodells abgeleitet
werden. Die Farbcodierung der Bindungen beruht im Allgemeinen
auf der Art der Atomtypen oder des Bindungstyps. Darüber
hinaus kann die Bindungsordnung durch die Anzahl der Linien
zwischen zwei Atomen ausgedrückt werden.
Drahtmodell von Phenylalanin
Stäbchenmodell
Das Stäbchen- (Zylinder- oder auch Capped Sticks) Modell
kann als Variante des Drahtmodells angesehen werden, wobei
die molekulare Struktur durch dickere Bindungszylinder dargestellt
wird. Die Atome sind auf den Durchmesser der Zylinder skaliert
und dienen lediglich zum Glätten und Schließen
der Zylinderenden. Die dickeren Zylinder vermitteln im Capped
Sticks Modell einen besseren dreidimensionalen Eindruck vom
Molekül, im Vergleich zum Wireframe Modell.
Stäbchenmodell von Phenylalanin
Kugel-Stab-Modell
Eine für das menschliche Auge angenehme Repräsentation
stellt das Kugel-Stab- (Ball&Sticks) Modell dar. Atome
werden hier in Form von Kugeln und Bindungen in Form von Zylindern
dargestellt. Die Größe und Farbe der Kugeln wird
im Allgemeinen dazu benutzt um atomare Eigenschaften wie Atomradien,
Atomtypen und Atomladungen darzustellen. Wie im Drahtmodell
können die Bindungszylinder in Farbgebung und/oder Anzahl
variieren, um Bindungstypen oder atomare Eigenschaften auszudrücken.
Der entscheidende Vorteil dieser Repräsentation basiert
jedoch auf einer wesentlich besseren räumlichen Darstellung.
Vom Benutzer weiter entfernte Teile des Moleküls können
besser identifiziert werden, da sie durch Atome und Bindungen,
die näher zum Betrachter ausgerichtet sind, verdeckt
werden. Dieser Eindruck wird durch den Einsatz von Techniken
wie dem Gouraud-Shading noch verstärkt.
Kugel-Stab-Modell von Phenylalanin
Kalotten-Modell
Das von Corey, Pauling und Koltun entwickelte Kalotten-Modell
ist besser unter den Namen CPK- oder Space-Filling Modell
bekannt. Wie in der Kugel-Stab-Repräsentation werden
die Atome in Form von Kugeln ausgedrückt. Da die Kugelradien
den jeweiligen van der Waals-Radien entsprechen und sich im
Allgemeinen überschneiden, kann auf die Repräsentation
der Bindungen verzichtet werden. Das Kalotten-Modell ist im
Gegensatz zu den anderen Modellen in der Lage, einen ersten
Eindruck von der Raumerfüllung einer Struktur zu vermitteln.