Mitteleuropa ist noch immer in weiten Teilen ein Jodmangel-Gebiet. Man schätzt, daß die Hälfte
der Bundesbürger unter Jodmangel leiden. Etwa 1% der Neugeborenen kommen bereits mit einem Kropf zur Welt.
Durch die Jodid-Unterversorgung kann die Schilddrüse nicht in ausreichendem Umfang Jodthyronine
(Trijodthyronin, T3 und Tetrajodthyronin = Thyroxin, T4) produzieren, es liegt
eine Hypothyreose vor. Das übergeordnete hormonelle Regelsystem
der Hypophyse stimuliert daraufhin die Schilddrüse, das wenige verfügbare Jodid zu verwerten.
Die Schilddrüse wird dadurch zum Wachstum angeregt, sie vergrößert sich.
Zunächst bilden sich tastbare Knoten, bei anhaltendem Jodmangel entwickelt sich meist eine
Struma (Kropf). Die Hypothyreose ist von neurologischen Symptomen
wie Kälteempfindlichkeit und geistiger Stumpfheit begleitet. Daneben treten
Myxödeme (teigige Infiltration der Haut, Unterhaut und
Muskelgewebe) durch Ablagerung von Mukopolysacchariden (Glykosaminglykanen) auf.
Eine größere Struma stellt nicht nur eine kosmetische Beeinträchtigung dar.
Sie kann beispielsweise die Luftröhre erheblich verlagern. Auch die Funktionen anderer Halsorgane
und -gefäße können gestört sein.
Tritt der Jodmangel bereits im Kleinkindalter auf, können Wachstum sowie körperliche
und geistige Entwicklung zurückbleiben. Es kommt zum Kretinismus.
Der notwendige Tagesbedarf, der für Jugendliche und Erwachsene bei ca. 200 µg Jod liegt, wird durch die
Nahrung meist nicht gedeckt. Daher sollte jodiertes Speisesalz (Kochsalz, dem etwas Jodid zugesetzt wurde) verwendet
werden. Da bei normalen Salzverbrauch damit allein der Jodbedarf nicht gedeckt werden kann - ein zu hoher
Salzverbrauch ist gesundheitsschädlich - muß eine weitere Jodquelle erschlossen werden:
Seefische (z.B. Schellfisch, Seelachs, Scholle) weisen einen besonders hohen Jodgehalt auf.
1 - 2 mal wöchentlich Seefisch + Verwendung jodierten Speisesalzes führt dem Organismus in der Regel
ausreichend Jodid zu, um eine Struma-Bildung zu verhindern.