In der Natur treten beide Enantiomere der Milchsäure auf.
Milchsäure (Lactat) wird insbesondere aus Brenztraubensäure
(Pyruvat) gebildet, wenn der anaerobe Weg der Glycolyse beschritten
wird. Pyruvat wird dabei von Oxidoreduktasen (also Enzymen, die
Redox-Reaktionen katalysieren) zu Lactat reduziert, wobei NADH
zu NAD+ oxidiert wird.
In den meisten Milchsäurebakterien (solche Bakterien sind
beispielsweise an der Herstellung von Sauerkraut, sauren Gurken
und Sauermilch-Produkten beteiligt) entsteht in der Regel die
D(-)-Milchsäure.
Im Muskelgewebe der Säuger (also auch beim Menschen)
wird auch bei mangelnder Sauerstoffzufuhr zur Energiegewinnung
die Glycolyse genutzt, mangels Sauerstoff aber anaerob. Hierbei sind
andere Enzyme aktiv, es entsteht L(+)-Milchsäure.
Diese kann, sobald ausreichend Sauerstoff zur Verfügung
steht, wieder zu Pyruvat oxidiert und weiter aerob abgebaut werden.
Bestimmte Joghurt-Kulturen liefern ebenfalls L(+)-Milchsäure.
Diese werden teilweise als bekömmlicher angesehen, eindeutige
Beweise hierfür stehen aber noch aus. Im Organismus können
beide Formen der Milchsäure resorbiert und weiter verarbeitet werden.