cis-Platin |
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Peyrones Salz |
Cisplatin
Bildquelle: Ebewe Arzneimittel GmbH |
Schematische Darstellung der
Störung der DNA-Struktur durch die
Anlagerung eines Platinkomplexes |
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In den 60er Jahren untersuchte Barnett Rosenberg den Einfluß schwachen Wechselstroms auf
das Darmbakterium Escherichia coli. Bei einem Versuch brachte er die Bakterien in eine
Ammoniumchlorid-Lösung und legte eine Spannung zwischen Platin-Elektroden an. Er stellte fest,
daß die Zellen weiter wuchsen, die Teilung aber unterblieb. Die Ursache war jedoch nicht, wie
zunächst vermutet, der Stromfluß, sondern kleinste Mengen Platin, die aus der Elektrode
frei wurden.
Rosenberg konnte zeigen, daß Platinkomplexe auch das Wachstum von Tumoren stoppen
können. Als wirksamste Substanz erwies sich cis-[Pt(NH3)2Cl2],
das bereits seit 1844 als "Peyrones Salz" bekannt ist. |
cis-[Pt(NH3)2Cl2] ist seit 1978 unter dem Namen Cisplatin
als Chemotherapeutikum zugelassen. Heute sind zahlreiche weitere Platin-Komplexe im Handel.
Sie kommen bei Bronchialkarzinomen und Tumoren im Urogenitaltrakt als Zytostatika zum Einsatz.
Cisplatin wird intravenös injiziert; eine orale Zufuhr ist nicht möglich, da der Komplex
von der Magensäure hydrolysiert würde. Der Komplex dringt in die Zelle ein, wird dort zu
[Pt(NH3)2(H2O)Cl]+ hydrolysiert und bindet an die
Nukleinsäure. Die DNA wird verkürzt, die Basenstapelung gestört, die
a-Helix teilweise aufgewunden und damit die thermische Stabilität verringert.
Dies führt zur Störung oder Unterbindung der Replikation und Transkription, eine Zellteilung
ist nicht mehr möglich. Da das Zellwachstum in den Tumoren gegenüber dem gesunden Gewebe
erheblich gesteigert ist, die Platinkomplexe andererseits
eine geringe Halbwertszeit im Körper besitzen, werden in erster Linie Tumorzellen geschädigt.
Doch auch Zellen anderer Gewebe werden angegriffen, es treten erhebliche Nebenwirkungen auf. |
© Prof. Dr. J. Gasteiger, Dr. A. Schunk, CCC Univ. Erlangen, Fri Mar 30 11:42:34 2001 GMT
BMBF-Leitprojekt Vernetztes Studium - Chemie
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