Ohrenschmerzen bei Druckveränderungen |
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Die Körperhöhlen des Menschen enthalten Gase. Eine häufige Beschwerde von
Flugzeugpassagieren sind Ohrenschmerzen beim Sinkflug, wenn der Druck im Flugzeug
rasch zunimmt. Nach der Zustandsgleichung idealer Gase verhält sich der Druck
p proportional zu Stoffmenge n und Temperatur T und umgekehrt
proportional zum Volumen V:
p = (n·R·T) / V
Da sich die Volumina der Körperhöhlen nur bis zu einem gewissen Grad verändern
können und die Temperatur konstant ist, muß bei Druckveränderungen der
Druckausgleich über die Veränderung der Stoffmenge n stattfinden. Ist
der Gasaustausch mit der Umgebung behindert, entsteht im Ohr ein schmerzhafter
Druck auf das Trommelfell. Auch bei anderen Körperhöhlen wie Nasennebenhöhlen,
Verdauungstrakt und auch (pulpentoten und kariösen) Zähnen treten zuweilen
Beschwerden auf.
Äußeres Ohr, Mittel- und Innenohr
in schematischer Darstellung
Bildquelle: G. Thews, E. Mutschler,
P. Vaupel: "Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen", 5.
Aufl. 1999, S. 715.
© Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart |
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Warum aber treten die Ohrenschmerzen vor allem beim Sinkflug
auf? Beim Steigflug herrscht im Innenohr ein Überdruck. Beim Gähnen oder
Schlucken kann das Gas durch die Ohrtrompete (eustachische Röhre, Tuba
auditiva) entweichen. Beim Sinkflug führt der Unterdruck im Mittelohr
dazu, daß sich die eustachische Röhre nicht mehr so leicht öffnet.
Der Druckausgleich wird dadurch erschwert, und in einigen Fällen halten
die Ohrenschmerzen auch nach der Landung an. Besonders starke Beschwerden
treten bei Patienten auf, die eine Mittelohrentzündung (Otitis media)
haben oder kurz vorher hatten. |
Die Druckveränderung bei Start und Landung und der reduzierte Sauerstoffgehalt
während eines Flugzeugtransportes muß bei einer Reihe von Krankheiten
beachtet werden. Probleme treten bei Patienten mit Krankheiten auf, die zu
herabgesetztem Sauerstoffgehalt im Blut führen, wie z.B. Lungenembolie
und Lungenentzündung. Bei gewissen Krankheiten muß gänzlich
auf Flugtransporte verzichtet werden, z.B. bei unbehandeltem Pneumothorax
(Ansammlung von Luft zwischen Brustfell und Lunge).
© Prof. Dr. J. Gasteiger, S. Spycher, CCC Univ. Erlangen, Fri Mar 30 11:41:23 2001 GMT
BMBF-Leitprojekt Vernetztes Studium - Chemie
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