Neuronale Netze
Die Leistungen des menschlichen Gehirns haben seit jeher fasziniert
und Anlaß gegeben, ihre Grundlagen zu erforschen. In den letzten
fünfzig Jahren wurde eine Reihe von Modellen entwickelt, die
Teilfunktionen des Gehirns nachvollziehen sollen. Die parallel dazu
verlaufende Entwicklung von Computern ging ganz andere Wege. Dies
hat zur Folge, daß die derzeitigen Computerarchitekturen und
Betriebssysteme sowie die Programmabarbeitung sehr wenig mit der
Informationsverarbeitung im Gehirn gemeinsam haben. In den vergangenen
Jahren wurden die Modelle für die Informationsverarbeitung
im Gehirn in Algorithmen gefaßt und breit zugänglich
gemacht. Zentraler Bestandteil dieser Gehirnmodelle, der neuronalen
Netze, ist eine Informationsverarbeitungseinheit, das Modell eines
Neurons. In einem solchen künstlichen Neuron werden recht einfache
mathematische Operationen ausgeführt; die Leistungsfähigkeit
eines neuronalen Netzes kommt erst durch das Zusammenschalten vieler
Neuronen in einem Netzwerk zustande. So wie die einzelnen neuronalen
Netze verschiedene Leistungen des Gehirns nachvollziehen, so können
sie auch zur Lösung unterschiedlicher Problemtypen eingesetzt
werden; zur Klassifikation von Objekten, zum Modellieren funktionaler
Zusammenhänge, zur Speicherung und zum Rückruf von Information
sowie zur Abbildung einer Menge von Daten. Dieses Potential bietet
auch für chemische Informationen viele Verarbeitungsmöglichkeiten.
Die bisherigen Anwendungen überstreichen bereits ein weites
Feld: Analyse spektroskopischer Daten, Vorhersage von Reaktionen,
Kontrolle chemischer Prozesse und Analyse elektrostatischer Potentiale
stehen stellvertretend für viele andere Anwendungen.
Neuron eines Rattengehirns auf einem Siliziumchip. Die Ionenströme
in den Neuronen treten in Wechselwirkung mit dem Elektronenstrom
im Chip. (Quelle: Institut für Neuro- und Bioinformatik, Uni
Lübeck)
© Prof. Dr. J. Gasteiger, Dr. Th. Engel, CCC Univ. Erlangen, Thu Apr 15 06:31:57 2004 GMT
BMBF-Leitprojekt Vernetztes Studium - Chemie
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