Computergestützte organische Synthese
Die Entwicklung einer organischen Synthese beinhaltet drei wesentliche Fragen:
- Welche Synthesestrategien sind für die Zielverbindung möglich
und auf welche Ausgangsmaterialien kann die Zielverbindung dabei zurückgeführt
werden? (Syntheseplanung)
- Wie bzw. durch welche Reaktionen lassen sich diese Ausgangsmaterialien zum
gewünschten Syntheseziel umsetzten? (Reaktionsplanung)
- Welche Reaktionsprodukte sind aus den Ausgangsmaterialien unter den gewählten
Reaktionsbedingungen zu erwarten? (Reaktionsvorhersage)
Fragestellungen in der Planung organischer Synthesen: Syntheseplanung, Reaktionsplanung
und Reaktionsvorhersage
Computerprogramme, die den Chemiker bei der Beantwortung dieser Fragen auf
dem Gebiet der organischen Synthese unterstützen, existieren seit den siebziger
Jahren unter dem Oberbegriff CAOS ('Computer-Assisted Organic Synthesis'). Die
Entwicklung dazu begann in den frühen sechziger Jahren durch Pioniere wie
Vlédutz und der Gruppe von Lederberg, die sich Gedanken machten, wie
chemische Strukturen und Reaktionen auf dem Computer repräsentiert werden
können. Gegen Ende der sechziger Jahre entwickelte Corey das Konzept, die
Synthese einer Verbindung in retrosynthetischer Weise zu planen. Gleichzeitig
setzte er zusammen mit Wipke dieses Konzept in dem Syntheseplanungsprogramm
OCSS (Organic Chemistry Synthesis Simulator) um.
Auch für die beiden anderen Fragestellungen existieren entsprechende Programmpakete.
1972 gab es mit CICLOPS eine erste Implementation für ein Programmsystem,
mit dem sowohl Reaktionsvorhersage als auch Syntheseplanung möglich war.
Für die Planung von Reaktionen stehen etwa seit 1980 Reaktionsdatenbanksysteme
zur Verfügung, mit denen in Struktur- und Reaktions-basierter Weise in
Literaturdatenbanken nach geeigneten Reaktionseinträgen recherchiert werden
kann.
© Prof. Dr. J. Gasteiger, Dr. Th. Engel, M. Sitzmann, CCC Univ. Erlangen, Thu Apr 22 13:31:23 2004 GMT
BMBF-Leitprojekt Vernetztes Studium - Chemie
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