2. Suche nach Synthesereaktionen
Durch den Bruch strategischer Bindungen im Zielmolekül wird eine entsprechende
Anzahl Vorstufen generiert. Werden diese Vorstufen in chemisch sinnvoller Weise
abgeleitet, bilden sie zusammen mit der ursprünglichen Zielverbindung einen
retrosynthetischen Schritt, der in umgekehrter Weise betrachtet, eine mögliche
Synthesereaktion für die Zielverbindung beschreibt. Für diese Reaktion
stehen somit alle Edukte und das Produkt fest. Zusätzlich sind auch die
Reaktionssubstrukturen in allen Reaktionspartnern sowie sämtliche Reaktionszentren
über die Bindungen, die gebrochen bzw. geknüpft wurden, festgelegt.
Von der gewählten strategischen Bindung, die gleichzeitig das Reaktionszentrum
darstellt, kann die Reaktionssubstruktur z.B. anhand einer unterschiedlichen
Anzahl von Atom- bzw. Bindungssphären (im Beispiel zwei Sphären) innerhalb
der Zielverbindung abgeleitet werden.
Für diesen retrosynthetischen Schritt gilt es nun, entsprechende Synthesereaktionen
zu suchen, die in gleicher oder ähnlicher Weise durchgeführt worden
sind. Durch das Ergebnis dieser Suche ergeben sich wesentliche Anhaltspunkte,
ob eine eingeschlagene Synthesestrategie sinnvoll ist oder nicht. Gelingt es
eine oder mehrere entsprechende Reaktionen zu finden, so liefert dies vielleicht
bereits wichtige und detaillierte Informationen über die Durchführung
des abgeleiteten Syntheseschritts und dessen erwartete Ausbeute. Werden keine
entsprechenden Reaktionen gefunden, so ergibt sich auch dadurch eine wichtige
Aussage. Unter Umständen ist die bisher eingeschlagene Synthesestrategie
nicht sinnvoll gewählt, d.h. es solte nach einem alternativen Syntheseweg
für die Zielverbindung gesucht werden.
Nach der Definition der Reaktionssubstrukturanfrage wird in den Reaktionsdatenbanken
nach entsprechenden Synthesereaktionen gesucht. Für diese Reaktionssubstruktur
wurden in der Theilheimer-Datenbank 47 Reaktionen gefunden.
Wird die Synthese einer kombinatorischen Bibliothek geplant, so ist es außerdem
von Interesse, ob die gewählte retrosynthetische Zerlegung auf Synthesereaktionen
mit breit anwendbaren Reaktionstypen führt. Dadurch soll sichergestellt
werden, daß während der tatsächlichen Durchführung der
Synthese die notwendige Umsetzung mit einer Vielzahl unterschiedlich substituierter
Ausgangsverbindungen gelingt.
Um nach geeigneten Synthesereaktionen suchen zu können, bieten sich Reaktionsdatenbanken
(z.B. Theilheimer, ChemInform, etc.) als ideale Quelle an, in denen eine Vielzahl
bereits durchgeführter und publizierter Reaktionen gespeichert sind.
© Prof. Dr. J. Gasteiger, Dr. Th. Engel, M. Sitzmann, CCC Univ. Erlangen, Thu Apr 22 13:31:25 2004 GMT
BMBF-Leitprojekt Vernetztes Studium - Chemie
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