WODCA
Das Syntheseplanungsprogramm WODCA (Workbench for the Organization of Data
for Chemical Applications) wird seit 1990 in der Gruppe von J. Gasteiger entwickelt.
Davor war die Syntheseplanung im Programmsystem EROS integriert, welches jetzt
ausschließlich für Reaktionsvorhersagen benutzt wird.
Ein wesentliches Anliegen in der Entwicklung von WODCA war und ist es, die konzeptionellen
Grenzen klassischer Syntheseplanungsprogramme zu durchbrechen. Daher wurde besonderer
Wert auf die Gestaltung eines interaktiven Systems gelegt, welches den Chemiker
bei der Ausarbeitung seiner Synthesestrategie für eine neue Zielverbindung
möglichst breit unterstützen soll. Zusätzlich wurde darauf geachtet,
daß der Chemiker nicht dazu gezwungen wird, eine starre Abfolge von Programmmethoden
einzuhalten. Alle Methoden und Anwendungen in WODCA gleichberechtigt nebeneinander
und zu jedem Zeitpunkt während der Planung einer Synthese eingesetzt werden.
Methoden und Anwendungen zur Planung organischer Synthesen in WODCA. Nach
Eingabe der Zielverbindung kann direkt in Chemikalienkatalogen anhand von Ähnlichkeitssuchen
nach verfügbaren Ausgangsmaterialien gesucht werden. Weiterhin können
direkt geeignete Synthesevorstufen durch Bewertung und Bruch strategischer Bindungen
abgeleitet werden. Für jeden Syntheseschritt kann in Reaktionsdatenbanken
über Reaktionssubstruktursuchen nach entsprechenden Synthesereaktionen
recherchiert werden. Wird die Synthese einer kombinatorischen Substanzbibliothek
geplant, sind Substruktursuchen nach entsprechenden Substanzklassen als Ausgangsmaterialien
möglich.
Ein weiterer Aspekt in der Entwicklung von WODCA ist es, auf den Aufbau großer
Wissensbasen zur Ableitung geeigneter Synthesevorstufen zu verzichten. Vielmehr
wird versucht, auf Basis direkt aus der Molekülstruktur bestimmbarer Eigenschaften,
d.h. berechenbarer physikochemischer Eigenschaften, eine Vorhersage für
geeignete strategische Bindungsbrüche zu machen. Weiterhin wurden leistungsfähige
Methoden für die direkte Suche in bestehenden Reaktionsdatenbanken (z.B.
ChemInform-Datenbank) und Chemikalienkatalogen (z.B. SigmaAldrich-Katalog) entwickelt.
Dadurch können geeignete Synthesereaktionen und Ausgangsverbindungen möglichst
effizient für einen abgeleiteten Retrosyntheseschritt gesucht werden. Durch
diesen Ansatz kann der Anwender selbst die Entscheidung treffen, in welcher
Reaktionsdatenbank oder in welchem Katalog für Ausgangsmaterialien er suchen
möchte.
© Prof. Dr. J. Gasteiger, Dr. Th. Engel, M. Sitzmann, CCC Univ. Erlangen, Thu Apr 22 13:31:25 2004 GMT
BMBF-Leitprojekt Vernetztes Studium - Chemie
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